Mobilität der Freiheit – Zukunftsplan für Oberbayern
I. Freiheit in Bewegung – unser Anspruch an Mobilitätspolitik
Mobilität verbindet Menschen, Orte und Lebensrealitäten und schafft die Voraussetzung
dafür, dass wir Arbeit, Bildung, Freizeit und Familie gut miteinander vereinbaren
können. Wie unser Leben macht auch Mobilität nicht an Gemeinde-, Stadt- oder
Landkreisgrenzen halt. Damit sie funktioniert, muss sie über Zuständigkeiten und
Verwaltungsgrenzen hinweg gedacht und geplant werden. Als Freie Demokraten Oberbayern
nehmen wir uns deshalb den Herausforderungen in Stadt und Land an und zeigen, wie wir
Mobilität mit einem ganzheitlichen Konzept für die gesamte Region verbessern.
II. Auf der Straße: leistungsfähig, sicher, zukunftsbereit
Der Straßenverkehr ist und bleibt das Rückgrat der Mobilität in Oberbayern. Für
Millionen Menschen bedeutet er täglich den Weg zur Arbeit, den Zugang zu Bildung und
Versorgung – und für viele Betriebe die Basis wirtschaftlicher Stabilität.
Damit Güter, Dienstleistungen und Menschen zuverlässig ans Ziel kommen, braucht es
eine leistungsfähige Straßeninfrastruktur. Doch viele Kommunen leiden unter enormer
Verkehrsbelastung – mit den bekannten Folgen von Staus, Lärm und hoher
Feinstaubbelastung. Die Ursachen sind vielfältig und unterscheiden sich von Ort zu
Ort – ebenso wie die Maßnahmen, die sinnvoll zur Entlastung beitragen können.
Zahlreiche Straßen, Brücken und Knotenpunkte sind überlastet oder
sanierungsbedürftig. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Verkehrssicherheit,
Klimaschutz und städtebauliche Integration.
Unser Ziel ist es deshalb, den Straßenverkehr zukunftsbereit zu machen: sicher,
effizient und intelligent gesteuert. Wir wollen Engpässe abbauen, Verkehr besser
lenken und die Infrastruktur so modernisieren, dass sie den Ansprüchen von heute und
morgen gerecht wird.
Konkret fordern wir:
1. Verkehrsfluss digital steuern – KI-Ampelprogramme
Viele Bürgerinnen und Bürger wünschen sich vor allem eines: weniger Staus und kürzere
Fahrzeiten. Wir wollen dafür auf moderne Technologien setzen. In 15 Pilotkorridoren
sollen KI-gesteuerte Ampelschaltungen erprobt werden – mit dem Ziel, die
durchschnittliche Reisezeit um mindestens zehn Prozent zu senken. Baustellen, Ampeln
und Umleitungen sollen über ein zentrales digitales System in Echtzeit gesteuert
werden. Dadurch werden Staus reduziert, Luftqualität und Lärmbelastung verbessert und
gleichzeitig CO₂-Emissionen gesenkt.
2. Baustellenmanagement modernisieren
Nichts frustriert Verkehrsteilnehmer mehr als unkoordinierte Dauerbaustellen. Wir
fordern eine zentrale, digitale Koordinierungsstelle, die Bauphasen, Umleitungen und
Verkehrsdaten zwischen Gemeinden, Staatlichen Bauämtern und der Autobahn GmbH
abstimmt. Alle Informationen sollen in Echtzeit in Navigationssysteme und Verkehrs-
Apps einfließen. Ziel ist, dass keine zwei großen Engpässe gleichzeitig denselben
Korridor blockieren. Damit zeigen wir: Effizienz beginnt bei der Planung, nicht erst
auf der Straße.
3. Sanierungsturbo: Instandhaltung priorisieren und beschleunigen
Mit einem Sanierungsturbo wollen wir Straßen und Brücken in Oberbayern wieder in
Schuss bringen und mehr Mittel gezielt in die Instandhaltung lenken. Regelmäßige
Inspektionen sollen nach objektiven Kriterien – Zustand, Verkehrsbelastung und
wirtschaftliche Bedeutung – digital ausgewertet und so Maßnahmen priorisiert werden.
Mithilfe digitaler Zwillinge und einer zentralen Baustellenkoordination können
Engpässe früh erkannt, Bauzeiten verkürzt und Verkehrsbeeinträchtigungen minimiert
werden.
4. Autonomes und vernetztes Fahren ermöglichen
Wir wollen Oberbayern zu einer Modellregion für autonomes und vernetztes Fahren
entwickeln. Dazu sollen Testfelder für autonome Kleinbusse, Lieferfahrzeuge und
Rufsysteme eingerichtet werden – insbesondere im ländlichen Raum, wo klassische
Linienverkehre oft unwirtschaftlich sind. Durch klare rechtliche Rahmenbedingungen
bei Haftung, Datennutzung und Schnittstellen schaffen wir die Voraussetzungen, dass
Innovation nicht gebremst, sondern gefördert wird. Die Landkreise und kreisfreien
Städte sollen dabei Ressourcen bündeln und mit Tarifverbünden wie dem MVV
kooperieren.
5. Park-&-Ride 2.0 – digital, kostenfrei, mit Ladeinfrastruktur
Attraktive Park-&-Ride Parkplätze an wichtigen Knotenpunkten sind einer der größten
Hebel für eine funktionierende Verbindung zwischen Stadt und Land. Wir wollen den
flächendeckenden Neubau sowie Ausbau solcher Anlagen - insbesondere der stark
ausgelasteten P+R-Anlagen - mit klarem Qualitätsstandard: kostenfrei, papierlos,
digital steuerbar und mit Ladepunkten für E-Fahrzeuge. Durch Reservierung per App,
automatische Schranken und Kombitickets „Park+City“ wird der Umstieg auf Bahn und Bus
einfacher.
6. Smart Parking und digitale Parkleitsysteme
Parkplatzmangel ist einer der größten Ärgernisse für Pendler. Wir wollen digitale
Parkleitsysteme, die in Echtzeit freie Stellplätze anzeigen, Reservierungen
ermöglichen und mit Mobilitäts-Apps verknüpft sind. Besonders in Städten sollen
smarte Systeme helfen, den Parksuchverkehr zu reduzieren, Emissionen zu senken und
bestehende Flächen besser auszunutzen.
7. Ringschluss der A99 in naturverträglicher Linienführung mit Tunneln
Ein vollständiger Autobahnring entlastet die Landeshauptstadt und die Gemeinden im
Norden und Osten sowie insbesondere den Mittleren Ring und die A99 Ost. Eine
naturverträgliche Linienführung schützt sensible Räume mit Tunnelbau und
Einhausungen. Für Pendler bedeutet das weniger Stau und einen hohen Verkehrsfluss,
für die Anwohner mehr Ruhe.
8. Mittleren Ring untertunneln und Oberfläche aufwerten
Der Mittlere Ring ist heute einer der größten Engpässe im Großraum München und
Hotspot für Immissionen. Wir wollen ihn schrittweise untertunneln, um
Leistungsfähigkeit und Lebensqualität miteinander zu verbinden: unterirdisch
fließender Verkehr, oberirdisch neue Räume für Wohnen, Grünflächen und Gewerbe. So
entsteht eine moderne, lebenswerte Stadtstruktur.
9. B15neu und A94 vollenden und verknüpfen
Die wirtschaftliche Stärke Oberbayerns hängt von funktionierenden Transitachsen ab.
Wir setzen uns daher für den durchgehenden vierstreifigen Ausbau der B15neu von
Regensburg bis Rosenheim und die vollständige Anbindung an die A94 ein. Das stärkt
insbesondere das Chemiedreieck und entlastet zugleich Ortsdurchfahrten und
Innenstädte.
10. Homeoffice und mobiles Arbeiten als Teil der Verkehrspolitik
Eine moderne Verkehrspolitik denkt auch die Frage mit: Wie vermeiden wir Verkehr,
bevor er entsteht? Wir wollen flexible Arbeitsformen und Homeoffice gezielt als
Baustein der Verkehrssteuerung verankern. Dazu braucht es Glasfaseranschlüsse,
steuerliche Anreize für Coworking-Angebote und flexible Arbeitszeitmodelle. Jede
vermiedene Fahrt in der Rushhour entlastet Straßen, Umwelt und Nerven.
11. Ladeinfrastruktur ausbauen – privat, flächendeckend, einfach
Wir fordern den flächendeckenden Ausbau leistungsstarker Ladestationen in ganz
Oberbayern. Entlang von Staatsstraßen, an zentralen Verkehrsknoten sowie in Dorf- und
Stadtzentren sollen Schnellladesäulen mit einheitlichen, interoperablen
Bezahlstrukturen entstehen. Hürden beim Bezahlen müssen abgebaut und einheitliche
Standards geschaffen werden. Nach dem Grundsatz „Privat vor Staat“ soll der Ausbau
vor allem durch den Abbau bürokratischer Hemmnisse, die gezielte städtebauliche
Ausweisung geeigneter Standorte und koordinative Unterstützung vorangetrieben werden
– staatliche Förderung nur dort, wo der Markt allein nicht trägt.
12. Verkehrsfluss in der Landeshauptstadt
Eine besondere Rolle kommt der Landeshauptstadt München als „Stauhauptstadt“
Deutschlands zu. Staus sind dabei nicht nur Zeitfresser für uns alle, sondern
verursachen auch erhebliche volkswirtschaftliche Schäden. Hinzu kommen Debatten über
– und teils bereits umgesetzte – Dieselfahrverbote oder Tempo 30 auf dem Mittleren
Ring. Solche Fahrverbote lösen keine Probleme, sie verlagern sie nur und treffen
besonders mittelständische Handwerksbetriebe, Pflegedienste, Liefer- und
Logistikunternehmen sowie Berufspendler, die auf das Auto angewiesen sind.
Unser Anspruch ist, behördlich angeordnete Fahrverbote und überzogene
Geschwindigkeitsbeschränkungen zu vermeiden und stattdessen mit einem ganzheitlichen
Maßnahmenpaket, wie in diesem Antrag skizziert, für möglichst flüssigen Verkehr und
die Einhaltung der Immissionsgrenzwerte zu sorgen. Wir wollen dabei auch die
Erfahrungen anderer europäischer Städte auswerten und prüfen, welche Modelle auf
München übertragbar sind.
13. Fahrgemeinschaften und betriebliche Mobilität fördern
Wir wollen Anreize für Unternehmen schaffen, die eigene Mitfahrplattformen oder
Mobilitätsnetzwerke anbieten, sowie digitale Matching-Systeme unterstützen. Pendler
sollen über Arbeitgeber oder Apps unkompliziert Mitfahrmöglichkeiten finden können.
So werden Straßen entlastet und Ressourcen effizienter genutzt.
14. Expressbusse auf die Schnellspur bringen
Wir wollen Expressverbindungen zwischen den Landkreisen – etwa Erding–Freising,
Starnberg–Fürstenfeldbruck oder Pfaffenhofen–Ingolstadt – schaffen und sie direkt an
wichtige ÖPNV-Knoten anbinden. So werden Fahrtzeiten verkürzt und regionale Zentren
gestärkt.
Zudem fordern wir die Bundesregierung auf, ein Pilotprojekt zur Einrichtung von
Autobahn-Bushaltestellen (für Linien- und Fernbusse) nach dem Vorbild europäischer
Nachbarländer wie Dänemark oder Österreich zu initiieren. Ziel ist es, entlang stark
befahrener Autobahnabschnitte geeignete Standorte zu identifizieren und mit moderner
Infrastruktur auszustatten. Besonders geeignet sind die Streckenabschnitte entlang
der A8 (Augsburg–München–Rosenheim) sowie der A9 (München–Ingolstadt). Durch
Bushaltestellen direkt an der Autobahn können Linienbusse Fahrgäste auf beiden
Fahrtrichtungen sicher aufnehmen und absetzen, ohne zeitaufwendige Umwege in
Ortschaften zu fahren. Das reduziert Reisezeiten, spart Energie und macht den
Busverkehr zu einer echten Alternative zum Pkw.
In diesem Zuge sollen bayernweite Expressbuslinien über die BEG ausgeschrieben und
finanziert werden, um auch abseits der Schieneninfrastruktur attraktiven ÖPNV zu
gewährleisten und die Kommunen finanziell zu entlasten.
15. Sicherheit und Aufenthaltsqualität erhöhen
Mobilität endet nicht beim Fahrzeug, sondern bei der Sicherheit der Menschen. Wir
wollen gefährliche Kreuzungen entschärfen, Fuß- und Radquerungen sicher gestalten und
Straßen besser beleuchten. Ein besonderes Augenmerk liegt auf Schulwegen, Landstraßen
und unfallträchtigen Knotenpunkten. Gleichzeitig wollen wir durch intelligente
Verkehrsüberwachung, moderne Leittechnik und Aufklärung das Ziel „Vision Zero“ –
keine Verkehrstoten – als langfristige Leitlinie etablieren.
III. Auf der Schiene: verlässlich, vernetzt, vorbildlich
Der Schienenverkehr ist eine zentrale Säule einer klimafreundlichen,
zukunftsorientierten Mobilität. Eine funktionierende Bahn ist entscheidend, damit
Menschen auf verlässliche, saubere und attraktive Alternativen zum Auto umsteigen
können. Doch Verspätungen, zu geringe Taktung, Engpässe und überlastete Knoten
mindern derzeit das Vertrauen in die Schiene. Unser Ziel ist ein Bahnsystem, das
pünktlich, vernetzt und leistungsfähig funktioniert – in der Stadt ebenso wie im
Umland.
Konkret fordern wir:
1. Nord- und Südring sowie 2. S-Bahn-Stammstrecke
Wir bekennen uns zum Bau und zur zeitnahen Inbetriebnahme der 2. S-Bahn-Stammstrecke,
da sie die dringend benötigte Kapazitätserweiterung ermöglicht und mit einem Bypass
bei Störungen den Betrieb deutlich resilienter macht. Zugleich erlaubt sie weitere
Taktverdichtungen und schafft erstmals den Einsatz von Express-S-Bahnen, die das
Umland schneller und direkter mit der Innenstadt verbinden.
Zusätzlich wollen wir die bestehenden Strecken des Süd- und Nordrings leistungsfähig
ausbauen und damit eine vollwertige Ring-S-Bahn sowie neue direkte Umlandverbindungen
über Teilabschnitte des Rings schaffen. Dadurch wird das Netz innerhalb der Stadt und
im Umland besser verknüpft, die Abhängigkeit von den Stammstreckentunneln verringert
und die Betriebsstabilität insgesamt deutlich erhöht.
2. Zweigleisigkeit und Elektrifizierung aller Regionalstrecken forcieren
Eingleisige, nicht elektrifizierte Abschnitte sind eine Hauptquelle für Zugausfälle
und Verspätungen. Wir setzen auf durchgehende Elektrifizierung und Zweigleisigkeit
auf allen Hauptachsen bis spätestens 2050. Priorität haben Korridore wie
München–Mühldorf–Simbach (ABS 38), Ebersberg–Wasserburg oder Holzkirchen–Oberland.
Eingleisige Abschnitte der Münchner S-Bahn wollen wir bis 2040 vollständig
zweigleisig ausbauen. Wo sinnvoll, sollen längere Züge und Bahnsteigverlängerungen
erfolgen, um Kapazität und Stabilität gleichzeitig zu verbessern.
3. Anschlussgarantie und „Schweizer Taktkanten“
Wir wollen verbindliche Wartefenster an wichtigen Knoten und landkreisübergreifend
abgestimmte Fahrpläne nach Schweizer Vorbild. Busse und Züge, sofern dies der
Fahrplan zulässt, sollen an Bahnhöfen die Ankunft des Zuges abwarten (“100 %
Anschlussgarantie”) – so wird der verpasste Anschluss zur Ausnahme und Planbarkeit
zur Regel.
Ein öffentliches, digitales Leistungs-Dashboard der BEG soll Kennzahlen wie
Pünktlichkeit, Sauberkeit und Informationsqualität transparent machen. In
Verkehrsverträgen sollen künftig klare Bonus-Malus-Regelungen gelten, die gute
Leistung belohnen und mangelhafte sanktionieren.
4. Nachtverkehr ausbauen und verlässlich machen
In einer Metropolregion darf Mobilität nicht um Mitternacht enden. Wir fordern
werktags stündlichen und für den Speckgürtel am Wochenende halbstündlichen
Nachtverkehr im S- und U-Bahn-System. Das stärkt Schichtarbeit, Nachtwirtschaft und
Freizeitverkehre gleichermaßen.
Parallel sollen Nacht-Expressbusse zwischen wichtigen Umlandknoten verkehren, um auch
außerhalb des Taktnetzes verlässliche Heimkehrmöglichkeiten zu bieten.
5. U-Bahn-Ausbau in München stärken
Wir bekennen uns klar zum Bau der U9 zwischen Implerstraße, Hauptbahnhof und Münchner
Freiheit. Sie entlastet zentrale Knoten und verkürzt Umsteigezeiten. Ergänzend sollen
die U5 über Pasing nach Freiham, die U6 nach Neufahrn zur S1 und die U4 über die S8
in Englschalking zur Messe nach Riem verlängert werden.
6. Neues Bewertungsmodell für Infrastrukturmaßnahmen
Das Verfahren der „Standardisierten Bewertung“ für Infrastrukturprojekte, dessen
Ursprünge in den 1980er-Jahren liegen, erzeugt systematische Fehlanreize, weil manche
Projekte durch optimistische Kalkulationen schöngerechnet und später von massiven
Kostensteigerungen eingeholt werden, während andere – gesamthaft betrachtet sinnvolle
– Vorhaben rechnerisch entwertet und dadurch ausgebremst werden. Ursache dafür ist,
dass wesentliche qualitative und schwer messbare Faktoren – etwa städtebauliche und
soziale Effekte, Erschließungswirkungen, Vorteile für Nicht-Nutzer oder
gesamtwirtschaftliche Agglomerationseffekte – bislang unberücksichtigt bleiben.
Wir wollen dieses formalistische Rechenmodell mit unsicheren Annahmen und teils
intransparenten Parametern durch ein modernes, nachvollziehbares Bewertungssystem
ersetzen, das neben quantitativen, volkswirtschaftlichen Kennzahlen auch qualitative
Nutzenaspekte angemessen einbezieht. Da nicht alle Wirkungen objektiv messbar sind,
muss die Entscheidung über die Förderfähigkeit eines Projekts letztlich politisch
getroffen werden – nicht allein durch ein Rechenmodell. Über diese Förderfähigkeit
soll daher nach öffentlicher Expertenanhörung und auf Grundlage einer transparenten
Entscheidungsmatrix der Verkehrsausschuss des Bundestags unter Berücksichtigung aller
relevanten Gesichtspunkte entscheiden.
7. MVV – ein attraktiver Tarifverbund für Oberbayern
Ein einfacher, logischer Tarif und abgestimmte, attraktive Fahrpläne sind die
Grundlage dafür, dass mehr Menschen Bus und Bahn selbstverständlich nutzen. Wir
setzen uns deshalb über die geplanten Verbundraumerweiterungen hinaus für eine
schrittweise Ausweitung des MVV auf ganz Oberbayern ein – beginnend mit der
Integration des VGI (Ingolstadt, Pfaffenhofen, Neuburg-Schrobenhausen und Eichstätt).
Das Tarifsystem soll deutlich vereinfacht und nach dem Vorbild der Londoner Oyster-
Card digitalisiert werden: Am Ende eines Tages, einer Woche oder eines Monats wird
automatisch der günstigste Tarif abgerechnet.
Das komplexe System aus Ringen und Zonen soll durch ein entfernungsbasiertes Modell
ersetzt werden (Abrechnung nach Distanz zwischen Start- und Zielhaltestelle), bei dem
Fahrgäste am Start und Ziel per App, Kreditkarte oder NFC-Chip ein- und auschecken.
Alternativ sollen flexible Zeittickets eingeführt werden (z. B. Kurzstrecke 15 Min.,
1-Stunden-, 3-Stunden- oder Tagesticket). Reduzierte Preise für Kinder und
Jugendliche in Ausbildung sollen beibehalten werden; insgesamt soll die Anzahl an
unterschiedlichen Tarifen aber reduziert werden. Das Deutschlandticket soll mit
jährlich dynamisierten Preisen fortgeführt werden. So wird der ÖPNV für Pendler
ebenso wie für Gelegenheitsfahrer einfacher, verständlicher und attraktiver.
8. Schnellverbindungen und Flughafen-ICE-Bahnhof
Für eine international wettbewerbsfähige Region braucht Oberbayern leistungsfähige
Fernverbindungen. Wir unterstützen daher den Bau der Schnellfahrstrecke
München–Ingolstadt mit neuen Regionalhalten in Manching und Allershausen sowie die
Schaffung eines ICE-Bahnhofs am Flughafen München. Zugleich soll die Pasinger Kurve
realisiert werden, um direkte Verbindungen von Augsburg über Pasing zum Flughafen und
weiter nach Ost- und Südostbayern zu ermöglichen. Zusammen mit dem Erdinger
Ringschluss und der Neuen Innkreisbahn entstehen so neue attraktive Fern- und
Regionalverbindungen (u.a. Nürnberg–Flughafen–Salzburg, Eichstädt-Ingolstadt-
Allershausen-Flughafen und Augsburg-Pasing-Flughafen-Wien).
Um den Flughafen bereits vor der Realisierung dieser großen Infrastrukturprojekte
besser an die Landeshauptstadt anzubinden, setzen wir uns für die schnellstmögliche
Einführung einer Express-Verbindung mit wenigen Zwischenhalten vom Hauptbahnhof -
nach dem erfolgreichen Vorbild des City Airport Train (CAT) in Wien - zum Flughafen
ein.
Damit erhält der Flughafen endlich die dringend erforderliche Anbindung an das
Fernverkehrsnetz, der Hauptbahnhof wird entlastet und die Reisezeiten werden spürbar
verkürzt – ein echter Standortvorteil für Wirtschaft und Tourismus.
9. Sofortprogramm Betriebsstabilität
Wir fordern ein gezieltes Sofortprogramm zur Behebung wiederkehrender Störungen an
Weichen, Signalen und stark frequentierten Knotenpunkten. In ausgewählten
Pilotkorridoren wollen wir innerhalb von fünf Jahren eine Pünktlichkeitsquote im
Nahverkehr von mindestens 95 Prozent und weniger als 0,5 Prozent Zugausfälle
erreichen und die Erfolgsstrategie sukzessive auf weitere Strecken ausrollen.
10. Brenner-Nordzulauf zügig vorantreiben
Die nördliche Zulaufstrecke zwischen München und Innsbruck ist ein zentraler
Bestandteil des europäischen Brenner-Korridors und entscheidend, um den europäischen
Güterverkehr auf die Schiene zu verlagern, den regionalen Personennahverkehr zu
stärken und den internationalen Fernverkehr attraktiver zu gestalten. Die
vorgeschlagene Trasse berücksichtigt Anwohnerinteressen und Umweltschutz in
besonderem Maße; gerade deshalb darf der Bau angesichts des bestehenden Verzuges bei
den internationalen Ausbauzusagen nicht weiter hinausgezögert werden. Zum Schutz der
Anwohner ist auch beim Streckenausbau der gleiche Lärmschutzstandard einzuhalten wie
beim Neubau.
Auch die Daglfinger und Truderinger Kurve (DTK) sowie der zweigleisige Ausbau
Daglfing–Trudering und der anschließende viergleisige Ausbau bis zum Nordring müssen
schnellstmöglich realisiert werden, um Engpässe zu beseitigen und die
Leistungsfähigkeit des Netzes sicherzustellen.
11. Barrierefreie Bahnhöfe als Standard
Wir wollen alle oberbayerischen Stationen bis spätestens 2035 vollständig
barrierefrei gestalten. Dazu gehören Aufzüge, Rampen, kontrastreiche Beschilderung,
akustische Durchsagen, taktile Leitsysteme und barrierefreie Toilettenanlagen. An
stark frequentierten Bahnhöfen wollen wir Redundanzen zum Standard machen, etwa durch
zwei Aufzüge pro Gleis, um auch bei Störungen jederzeit einen uneingeschränkten
Zugang zu gewährleisten. Ziel ist, dass jeder Mensch – ob mit Kinderwagen, Rollstuhl
oder Gepäck – Bahnhöfe selbstständig und komfortabel nutzen kann.
12. Sichere Bahnhöfe durch Präsenz und Kooperation
Wir fordern eine deutliche Erhöhung der Präsenz von Polizei und DB Sicherheit –
insbesondere zu kritischen Tageszeiten wie Wochenenden, Nachtstunden sowie in den
Pendlerzeiten der Wintermonate. Sicherheit darf kein Großstadtprivileg sein: Auch
Mittel- und Kleinstädte sowie ländliche Stationen müssen regelmäßig bestreift werden.
Nach dem Hamburger Vorbild setzen wir uns für den bayernweiten Aufbau sogenannter
Quattro-Streifen ein – gemeinsame Fußstreifen von Landespolizei, Bundespolizei, DB
Sicherheit und kommunalen Ordnungsdiensten bzw. U-Bahn-Wachen. Diese abgestimmte
Präsenz schafft Vertrauen und stärkt die Zusammenarbeit der Sicherheitskräfte.
13. Bahnhofsarchitektur, Beleuchtung und Aufenthaltsqualität verbessern
Bahnhöfe und ihr Umfeld sollen nachts hell ausgeleuchtet sein, mit klaren Sichtachsen
und offener Raumgestaltung. Angsträume müssen systematisch beseitigt werden. Belebte
Bahnhöfe mit Geschäften, Gastronomie oder kulturellen Nutzungen fördern soziale
Kontrolle, steigern das Sicherheitsgefühl und machen Bahnhöfe wieder zu Orten, an
denen Menschen sich gern aufhalten.
Wo möglich, sollen Wartebereiche modernisiert und durch Kooperationen mit regionalen
Betrieben – etwa Kioske, Fahrradservices oder Cafés – belebt werden. Ebenso wichtig
ist eine verlässliche, einheitliche Fahrgastinformation mit digitalen Anzeigen in
Echtzeit: eine Quelle, eine Botschaft – identische Informationen in App, Anzeige und
Durchsage.
14. Saubere und instand gehaltene Bahnhöfe
Verwahrlosung schafft Unsicherheit. Wir fordern verbindliche Reaktionszeiten für
Instandsetzungs- und Reinigungsmaßnahmen sowie eine deutliche Aufstockung der Mittel
für Sauberkeit und Instandhaltung.
15. Mehr Wettbewerb und Strukturreform der Deutschen Bahn
Ein leistungsfähiger Schienenverkehr braucht faire Wettbewerbsbedingungen und klare
Strukturen. Wir fordern deshalb eine grundlegende Reform der Deutschen Bahn AG. Die
DB InfraGO soll vollständig aus dem Konzern herausgelöst und als eigenständige,
gemeinwohlorientierte Infrastrukturgesellschaft im 100-prozentigen Bundesbesitz
verbleiben. Der verbleibende Teil des DB-Konzerns kann schrittweise für private
Beteiligungen geöffnet werden. Nur so können Transparenz, diskriminierungsfreier
Netzzugang und die Trennung von Netz und Betrieb gewährleistet werden. Mit mehr
Wettbewerb auf der Schiene durch offene Ausschreibungen, faire Zugangsbedingungen und
Qualitätsverträge wollen wir die Pünktlichkeit, Sauberkeit und Service verbessern.
IV. Auf zwei Rädern und zu Fuß: mehr Raum für aktive Mobilität
Rad- und Fußverkehr sind die einfachsten, flexibelsten und umweltfreundlichsten
Formen der Fortbewegung. Sie entlasten Straßen und ÖPNV, fördern Gesundheit und
Lebensqualität und sind längst kein reines Freizeitvergnügen mehr, sondern für viele
Menschen Teil des Alltags. Damit Radfahren und Zufußgehen in ganz Bayern sicher,
attraktiv und komfortabel möglich sind, braucht es durchgängige Wege, klare
Prioritäten und eine bessere Verknüpfung mit dem öffentlichen Verkehr.
Konkret fordern wir:
1. Radschnellwege zwischen Stadt und Umland priorisieren
Entlang bestehender Bahntrassen und Hauptachsen wie München–Freising,
München–Starnberg oder München–Markt Schwaben–Erding soll ein leistungsfähiges Netz
breiter und baulich getrennter Radschnellverbindungen entstehen. Besonders an
neuralgischen Punkten sollen die Strecken gut ausgeleuchtet und sicher gestaltet
werden.
2. Bike+Ride-Offensive und bessere Mitnahmeregeln
An mindestens 100 priorisierten Bahnhöfen und Haltepunkten sollen überdachte,
diebstahlsichere Fahrradgaragen entstehen. Außerhalb der Hauptverkehrszeiten soll die
Fahrradmitnahme in Bahn und Bus für einen Euro am Tag möglich sein. Auf touristischen
Linien wollen wir am Wochenende Busanhänger bzw. Boxen für Fahrräder testen,
besonders in Ausflugsregionen wie dem Fünfseenland oder dem Chiemgau. So entsteht ein
reibungsloses Zusammenspiel von Rad, Bahn und Bus.
3. Sicherheit und Qualität verbindlich sichern
Wir wollen Mindeststandards für Radwege festlegen, die Breite, Beleuchtung, Trennung
von Fuß- und Autoverkehr sowie regelmäßige Wartung umfassen. Ergänzend braucht es ein
Wartungsprogramm für beschädigte oder überwucherte Wege und einen verlässlichen
Winterdienst auf wichtigen Achsen.
4. E-Bike-Infrastruktur und touristische Netze ausbauen
E-Bikes erweitern die Reichweite des Radverkehrs erheblich und sind ein wichtiger
Bestandteil moderner Mobilität. Deshalb sollen Ladepunkte an Bahnhöfen, P+R-Anlagen
und touristischen Zielen flächendeckend eingerichtet werden. Kombitickets „Bike+ÖPNV“
sollen die Nutzung von Leih- und Sharingrädern über eine gemeinsame App ermöglichen,
um den Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln einfach und attraktiv zu gestalten.
5. Fußverkehr stärken und sicher gestalten
Fußwege sind die Grundlage jeder Mobilität. Wir wollen sie sicherer und
barrierefreier machen, mit kürzeren Wartezeiten an Ampeln, Diagonalquerungen an stark
frequentierten Knotenpunkten und klarer Trennung zwischen Geh- und Radwegen. Das
erhöht Sicherheit und Komfort und schützt insbesondere Kinder, ältere Menschen und
Personen mit Einschränkungen
6. Letzte Meile schließen – Sharing an Knoten verankern
Wir setzen uns für eine rechtssichere Ausgestaltung von Sharing-Angeboten wie Free-
Floating-Rädern und E-Scootern ein, um sowohl Anbietern als auch Kommunen
Verlässlichkeit zu geben und nachhaltige, flexible Mobilität zu fördern. Ziel ist ein
flächendeckendes Netz attraktiver Mikro- und Sharingangebote an Bahnhöfen und
Haltestellen – darunter E-Scooter, Leih- und Lastenräder sowie bedarfsgesteuerte
Shuttle-Pods. Dafür sollen Kommunen gesicherte Abstellflächen sowie klar
gekennzeichnete Abhol- und Rückgabepunkte schaffen. Durch die Integration dieser
Angebote in das Open-Source-Tarifmodell (Check-in/Check-out mit Bestpreis) entstehen
nahtlose Wegeketten ohne eigenes Auto – einfach, digital und alltagstauglich.
V. Im digitalen Raum: Mobilität, die denkt
Digitalisierung ist der Schlüssel zu einer intelligenten, effizienten und
benutzerfreundlichen Mobilität. Sie kann Staus vermeiden, Kapazitäten besser nutzen
und den Zugang zu Mobilitätsangeboten vereinfachen. Unser Ziel ist ein vernetztes,
digitales Mobilitätssystem, das Stadt und Land gleichermaßen zugutekommt und allen
Bürgerinnen und Bürgern den einfachsten Weg von A nach B ermöglicht.
Konkret fordern wir:
1. Eine App für alles – mit Bestpreis und offenen Schnittstellen
Ein Zugang für Routenplanung, Buchung und Bezahlung – ob ÖPNV, Sharing, Taxi, Rufbus
oder Parken. Das System muss automatisch den günstigsten Tarif („Bestpreis“)
berechnen und alle Verkehrsträger integrieren. Voraussetzung für Fördermittel soll
eine Open-API-Pflicht sein: Echtzeitdaten, Tarife und Störungsmeldungen müssen
öffentlich zugänglich sein, damit Wettbewerb, Innovation und neue Dienste entstehen
können. Alle mit öffentlichen Geldern erhobenen Mobilitätsdaten sollen grundsätzlich
als Open Data bereitgestellt werden, um Start-ups, Forschung und Kommunen den Zugang
zu ermöglichen.
2. Echtzeit-Störungsmanagement mit Alternativroute
Fahrgäste sollen bei Störungen innerhalb einer Minute eine konkrete Alternativroute
erhalten – identisch kommuniziert in App, Anzeige und Durchsage. Damit beenden wir
das Informationschaos, das viele Bürgerinnen und Bürger in der Umfrage kritisiert
haben. Ziel ist eine Datenverfügbarkeit von mindestens 99,9 Prozent und eine
Reaktionszeit unter zwei Minuten.
3. On-Demand-Netze standardisieren
Ruf- und Minibusangebote sollen über eine gemeinsame Buchungsplattform mit Live-
Tracking und einheitlichen Servicezeiten (auch nachts und am Wochenende) verknüpft
werden. Das steigert die Nutzung, reduziert Leerfahrten und schafft Gleichwertigkeit
der Mobilität im ländlichen Raum – ein Kernanliegen vieler Rückmeldungen aus der
Umfrage.